Klaus Tschira Gastprofessor, Mai und Oktober – Dezember 2023
Von seinem Bürofenster aus kann man den üppig bewachsenen, in frühlingshaftem Grün leuchtenden Teil des HITS-Gartens sehen, mit Mammutbäumen, Rotbuchen und Ahorn. „Ich war schon mehrmals hier, aber nun kann ich endlich einen längeren Zeitraum in dieser anregenden Atmosphäre verbringen“, sagt Philipp Podsiadlowski, Astrophysiker mit drei Jahrzehnten Erfahrung auf dem Gebiet der Sternentwicklung und ehemaliger Professor an der Universität Oxford. „Und dieses Programm ist besser organisiert als an anderen Orten, an denen ich bisher war, weil die Dynamik vom Gastgeber ausgeht“, sagt der gebürtige Deutsche. Er kam Anfang Mai am HITS an, als einer der beiden Klaus Tschira-Gastprofessoren 2023 (siehe „HITS-Köpfe“).
Das Klaus-Tschira-Gastprofessurenprogramm will den internationalen Austausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit am HITS fördern. International renommierte Forschende werden für ein Sabbatical oder einen längeren Forschungsaufenthalt eingeladen. Sie arbeiten mit Wissenschaftler*innen am HITS zusammen, entwickeln gemeinsame Forschungsprojekte und engagieren sich am Institut und in der Wissenschaftsszene in der Region Heidelberg.
Philipp Podsiadlowski frischt während seines Aufenthalts die langjährige Zusammenarbeit mit der SET-Gruppe (Leitung: Fabian Schneider) und der PSO-Gruppe (Leitung: Friedrich Röpke) auf. „Es laufen aktuell mehrere Projekte, und seit ich hier bin, haben wir auch neue begonnen“, sagt er. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage, wie massereiche Sterne „sterben,“ und auf der Entwicklung der gemeinsamen Hülle von Doppelsternsystemen – ein wichtiges Problem in der Astrophysik, das immer noch schlecht verstanden wird. „Außerdem arbeite ich mit den SET-Forschern Eva Laplace und Vincent Bronner an einem neuen Projekt über verschiedene Formen von Supernovae, die auf denselben Vorläufer zurückgehen könnten.“
Im Mai hielt Podsiadlowski einen Vortrag beim HITS-Kolloquium mit dem Titel „How stars end their lives?“, traf Forscher aus anderen Gruppen und auch den wissenschaftlichen Direktor des HITS, Tilmann Gneiting. Er hat seinen Aufenthalt in zwei Teile aufgeteilt: Im Juni reist er ab, bricht er zu wissenschaftlichen Treffen und Workshops in England, Nordirland, den USA und Deutschland auf. Im Oktober kehrt er dann ans HITS zurück, wird auch andere Institute besuchen und einen Kolloquiumsvortrag an der Universität halten.
„Ich möchte die Physik der Sterne und die „cold cases“ der Astronomie verstehen, Probleme, die seit Jahrzehnten nicht gelöst wurden“, sagt er. „Mit der heutigen Rechenleistung haben wir die Chance, diese Probleme zu lösen, und rechnergestützte Forschung, wie sie am HITS betrieben wird, ist für meine Ziele sehr wertvoll.“
Inzwischen hat unser eigener Stern, die Sonne, den Garten in ein silbriges Licht getaucht. „Dieses Institut ermöglicht es Wissenschaftler*innen, zu wachsen und starke Gruppen aufzubauen“, fasst er zusammen. „Es ist ein großartiger Ort, um intensiv zu forschen.“
(Aus dem Newsletter „The Charts“, Ausgabe 2-2023)
Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.
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