EBRAINS (European Brain Research Infrastructures) ist eine digitale Forschungsinfrastruktur der EU, die Neurowissenschaften und Medizin mit Gehirn-inspirierter KI und Computertechnik verbindet. Jetzt wurde der nationale deutsche Knotenpunkt des paneuropäischen Projekts offiziell gegründet. Koordinator von EBRAINS Deutschland ist das Forschungszentrum Jülich, das Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) ist einer der Partner. Neben Deutschland sind derzeit europaweit in zehn Ländern nationale EBRAINS-Knotenpunkte aktiv oder im Aufbau.
Die Gründungsinstitutionen und Forscher*innen hinter EBRAINS Deutschland vereint eine starke Expertise in den computergestützten Neurowissenschaften, der klinischen Forschung sowie der Informatik. Sie setzen damit einen bedeutenden Meilenstein in der Förderung der Zusammenarbeit in der Forschung – national wie in Europa. Die Partner bieten eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch sowie einzigartige Werkzeuge für die Neurowissenschaften, für medizinische Anwendungen sowie für die Industrie.
„Für seine Mitglieder bietet EBRAINS Deutschland die Möglichkeit, die Zukunft von EBRAINS aktiv mitzugestalten und passgenaue Lösungen für neue Forschungsansätze gemeinsam mit deutschen und europäischen Partnern zu entwickeln“, sagt Prof. Katrin Amunts, Joint Chief Executive Officer von EBRAINS und Direktorin am Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich. „Das wird dazu beitragen, dass die digitalen Werkzeuge noch besser für medizinische Anwendungen genutzt werden können und Erkenntnisse über die Struktur und Funktion des Gehirns in innovative Technologien und künstliche Intelligenz eingehen.“
Rebecca Wade, Leiterin der Forschungsgruppe „Molecular and Cellular Modeling“ am HITS, betont die langjährige Verbundenheit mit diesem Netzwerk: „Das HITS war ab 2013 im Human Brain Project vertreten, später dann als assoziiertes Mitglied bei EBRAINS. Als Mitglied von EBRAINS Deutschland tragen wir zur Entwicklung von Modellierungswerkzeugen für die multiskalare Simulation von molekularen Signalketten bei, die bei Hirnerkrankungen verändert sind.“
Die EBRAINS-Forschungsinfrastruktur wurde im Rahmen des Human Brain Project entwickelt. Sie hat den Status einer internationalen gemeinnützigen Vereinigung nach belgischem Recht mit Sitz in Belgien und steht seit 2019 einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Jahr 2021 wurde sie für die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) ausgewählt. EBRAINS ist eine frei zugängliche digitale Plattform, in der Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen Daten, Modelle und Software austauschen und nutzen können. EBRAINS bietet eine breite Palette an FAIR-Daten, einen umfassenden Gehirnatlas, Modellierungs- und Simulationswerkzeuge sowie Zugang zu Rechenressourcen auf Supercomputern und neuromorphen Plattformen. Informationen über die verfügbaren Werkzeuge und Dienste im Webportal www.ebrains.eu
Für die Weiterentwicklung der EBRAINS-Forschungsinfrastruktur stellt die Europäische Kommission bis einschließlich 2026 insgesamt 38 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt EBRAINS 2.0 ist im Januar 2024 angelaufen und zielt darauf ab, einen neuen Standard für Hirnatlanten zu etablieren, auf verschiedenen Skalen gewonnene Daten zu verbinden und sogenannte „Digital Twin“-Ansätze durch Modellierung und Simulation voranzutreiben.
Ansprechpartner:
Dr. Boris Orth
Koordinator EBRAINS Germany
E-Mail: ebrains-nng@fz-juelich.de
HITS:
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Rebecca Wade
Medienkontakt::
Dr. Peter Saueressig
Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.
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