Wann ist ein Planet bewohnbar? Wie bleibt er bewohnbar, wie entwickelt sich dort Leben, und wie gerät es in Gefahr? Forschende des Heidelberger Instituts für Theoretische Studien (HITS) haben sich diesen existentiellen Fragen gestellt, um spielerisch die Bewohnbarkeit von Planeten zu testen. Herausgekommen ist ein Brettspiel, das Astronomie und Klimakrise miteinander verbindet. Für die Idee wurde das internationale Team im Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr „Unser Universum“ Anfang des Jahres ausgezeichnet. Nun ist die Onlineversion des Spiels kostenfrei zugänglich. Der Prototyp des Brettspiels wird demnächst fertiggestellt.
„Nur ein Jahr nach der ursprünglichen Idee sind wir glücklich und erleichtert, dass wir auf der Zielgeraden angekommen sind“, sagt die Astrophysikerin Eva Laplace,, Postdoktorandin in der der Forschungsgruppe „Stellar Evolution Theory“ (SET) und Mitglied im Team „Habitable“, auf deren Initiative das Spiel beruht. Zusammen mit ihren Kolleg*innen Dandan Wei, Jan Henneco, Duresa Temaj, Vincent Bronner, Rajika Kuruwita, Simon Speith und Julian Saling entwickelte sie „Habitable“, das die Bewohnbarkeit von Planeten auf spielerische Art und Weise erklärt und zugleich auf den kritischen Zustand der Erde aufmerksam macht. Dabei kam den Forschenden ihre Leidenschaft für Brettspiele zugute. „Es steckt schon eine Menge Herzblut drin“, sagt Vincent Bronner, Doktorand in der Forschungsgruppe „Stellar Evolution Theory“. „Ohne das persönliche Engagement aller Teammitglieder wäre ein solch komplexes Spiel nie zustande gekommen.“
Zielgruppen von „Habitable“, bei dem Spielende Exoplaneten erforschen und einen bewohnbaren Planeten erschaffen können, sind Familien, Spielefans, Astronomiebegeisterte und Pädagog*innen, die das Spiel bei verschiedenen Gelegenheiten ausgiebig testen konnten und durch ihr Feedback immer wieder wertvolle Verbesserungsvorschläge machten. Eine echte Herausforderung war der Besuch einer Gymnasialklasse aus dem badischen Schwetzingen am HITS, die das Spiel unter Anleitung der Wissenschaftler*innen einem letzten kritischen Härtetest unterzog, den „Habitable“ mit Bravour bestand. Die Onlineversion ist jetzt unter diesem Link verfügbar und kann ein Jahr lang kostenfrei gespielt werden: https://tabletopia.com/games/habitable . Die Spielenden können über die „Discord“-Plattform interagieren und Kommentare und Anregungen zum Spiel abgeben.Außerdem gibt es ein Spielregelheft auf Englisch und Deutsch und ein Erklärvideo auf YouTube: https://youtu.be/LytHF-71OTE
Das Thema: Wann ist Leben auf einem Planeten überhaupt möglich?
Doch welche astronomischen Fakten stecken hinter „Habitable“? Jan Henneco, Doktorand in der Forschungsgruppe „Stellar Evolution Theory“, erklärt den wissenschaftlichen Hintergrund des Spiels: „Bis heute wurden schon mehr als 5.000 Planeten entdeckt, die um andere Sterne im Universum kreisen, so genannte Exoplaneten.“ So weit, so spannend. „Aber nur einige von ihnen befinden sich in einer bestimmten Region, der so genannten bewohnbaren, oder „habitablen“ Zone“; ergänzt Rajika Kuruwita, HITS Independent Postdoc. „In unserem eigenen Sonnensystem gibt es drei Planeten innerhalb der bewohnbaren Zone, aber nur auf einem davon ist nach heutigen Kenntnisstand Leben möglich: auf unserer Erde.“
Allerdings verändert der Mensch durch seine Lebensweise die Durchschnittstemperatur und andere wichtige Eigenschaften – eine echte Gefahr für die Bewohnbarkeit der Erde. Die grundlegende Frage für die Spieler*innen ist also: Wie bleibt ein Planet bewohnbar, wie kann sich dort Leben entwickeln, und durch welche strategischen Entscheidungen gerät es in Gefahr? „Unser Ziel ist es, dass Menschen im Familien- und Freundeskreis ein spannendes Spiel genießen können, das sie dazu anregt, über den Klimawandel und die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Bewohnbarkeit unseres Planeten nachzudenken“, sagt Dandan Wei, die als Postdoktorandin in der SET-Forschungsgruppe „ebenfalls an der Entwicklung von „Habitable“ beteiligt war.
Eine ausgezeichnete Entwicklung
Mit der Idee eines Brettspiels bewarben sich die HITS-Astrophysiker*innen beim Hochschulwettbewerb von Wissenschaft im Dialog (WiD) zum Wissenschaftsjahr 2023 „Unser Universum.“ Für die Umsetzung ihrer Idee erhielten sie im März des Jahres Mittel in Höhe von 10.000 Euro. Die Wissenschaftler*innen eigneten sich zunächst in einem Workshop mit einem erfahrenen Spieleentwickler theoretisches Wissen zum Aufbau, zur Struktur und den Besonderheiten von Brettspielen an. Danach entwickelten sie „Habitable“ Schritt für Schritt mit Spieletest-Veranstaltungen am HITS und anderswo. Der Prototyp des Brettspiels wird demnächst fertiggestellt und professionell produziert.
Das Spiel: Konkurrenz und Kooperation
In diesem Strategiespiel für bis zu fünf Spielende geht es darum, Planeten nachhaltig bewohnbar zu machen und das Leben auf ihnen zu ermöglichen und zu entwickeln. Wer am Ende die meisten „Lebenspunkte“ erzielt, hat gewonnen. Die Spielenden können aber auch kooperieren und sich gegenseitig unterstützen. Was „Habitable“ von vielen anderen Brettspielen unterscheidet, ist, dass es vollständig auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht – aus der Astronomie, aber auch aus der Klimaforschung.
Habitable Team-Kontakt:
Dr. Eva Laplace
Stellar Evolution Theory group (SET)
Heidelberger Institut für Theoretische Studien
Medienkontakt:
Dr. Peter Saueressig
Head of Communications
Heidelberg Institute for Theoretical Studies (HITS)
Tel. +49-6221-533-245
peter.saueressig@h-its.org
Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.
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