Klaus Tschira Gastprofessor, Mai – Juni 2023
Olexandr Isayev schaut hinüber zu den jungen Forschenden, die auf der Terrasse am Nebentisch ein wissenschaftliches Thema leidenschaftlich diskutieren, und lächelt: „Die Leute hier am HITS sind so wie ich – ich war auch ein nerdy kid, das Dinge auseinandergenommen hat, um herauszufinden, wie sie funktionieren.“ Der in der Ukraine geborene US-Amerikaner, Chemiker und Associate Professor an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, genießt die sommerliche Atmosphäre. „Das ist mein erstes Sabbatical, weil ich meine Stelle erst vor drei Jahren angetreten habe. Ich freue mich sehr, zwei Monate hier zu sein.“ Er ist jedoch nicht zum ersten Mal am HITS: Als Spezialist für maschinelles Lernen in der Chemie war Isayev letztes Jahr als Gastredner auf der EuroQSAR-Konferenz in Heidelberg, die von Rebecca Wade geleitet wurde. Bei dieser Gelegenheit hielt er auch am HITS einen Seminarvortrag. Anfang Mai dieses Jahres kehrte er dann als einer von zwei Klaus-Tschira-Gastprofessoren 2023 ans Institut zurück.
Das Klaus-Tschira-Gastprofessurenprogramm will den internationalen Austausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit am HITS fördern. International renommierte Forschende werden für ein Sabbatical oder einen längeren Forschungsaufenthalt eingeladen. Sie arbeiten mit Wissenschaftler*innen am HITS zusammen, entwickeln gemeinsame Forschungsprojekte und engagieren sich am Institut und in der Wissenschaftsszene in der Region Heidelberg.
„Ich habe meine Zeit hier genutzt, um aus der Alltagsroutine meiner wissenschaftlichen Arbeit auszubrechen und über die nächsten Schritte nachzudenken“, sagt Olexandr Isayev. „Die Chemielabore sehen heute noch genauso aus wie vor 100 Jahren, aber das Labor der Zukunft wird mehr Algorithmen und Digitalisierung enthalten.“ Er hat begonnen, mit den Gruppen von Ganna „Anya“ Gryn’ova (CCC) und Frauke Gräter (MBM) zusammenzuarbeiten. „Mein Labor hat die Methoden des maschinellen Lernens, sie haben die Anwendungen“, erklärt er. „Wir schauen uns also die Reaktionen von Radikalen in Kollagen an und prüfen die Bibliothek chemischer Verbindungen, die Anya mit ihrer Gruppe entwickelt hat, um Verbindungen mit besseren Eigenschaften zu finden.“
Isayev nahm als Gastredner am SIMPLAIX-Workshop Anfang Mai teil, hielt im Juni einen Vortrag im HITS-Kolloquium und eine Vorlesung an der Universität Heidelberg. Er nahm sich auch die Zeit, mit dem derzeitigen Journalist in Residence am HITS Anil Ananthaswamy über KI und Ethik zu diskutieren.
Außerdem hat es ihm die Umgebung angetan. „Diese Gegend ist der schönste Teil des Landes. Die Berge, das Rheintal, der Wein, die regionale Küche und die kleinen Märkte: Das ist in den USA nur schwer zu finden.“ Abschließend sagt Olexandr Isayev: „Ihr setzt am HITS die Vision Eures Gründers Klaus Tschira in die Tat um.“ Und er fügt, mit einem weiteren Blick auf die jungen Forschenden neben ihm, hinzu: „Für mich als Wissenschaftler war das eine tolle Zeit. Ich finde die Institutskultur hier großartig, wie in einer großen Familie. Ich habe fast das Gefühl, ein Teil dieser Familie zu sein.“
(Aus dem Newsletter „The Charts“, Ausgabe 3-2023)
Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.
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