Antonis Rokas

7.08.2023

Klaus Tschira Gastprofessor, Juni – September 2022

Er tritt auf die Terrasse hinaus und genießt den Blick auf den Garten, der an diesem schönen Septembermorgen in sanftes Herbstlicht getaucht ist. „HITS ist wirklich ein besonderer Ort“, sagt Antonis Rokas, Evolutionsbiologe an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee (USA) – und der erste Klaus Tschira-Gastprofessor am HITS.

Das Klaus-Tschira-Gastprofessur*innenprogramm will den internationalen Austausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit am HITS fördern. International renommierte Wissenschaftler werden für ein Sabbatical oder einen längeren Forschungsaufenthalt eingeladen. Sie können mit HITS-Forschenden zusammenarbeiten, gemeinsame Projekte entwickeln und sich mit den Wissenschaftler*innen am Institut und in der Region Heidelberg austauschen. Bis Ende 2022 waren zwei Klaus-Tschira-Gastprofessor*innen am HITS.

Antonis Rokas hat sein Sabbatical in Vanderbilt für diesen Aufenthalt genutzt. „Ich bin seit 15 Jahren an der Fakultät, und wir haben alle 4 Jahre ein Sabbatical“, sagt er. „Aber ich habe diese Zeit immer in Nashville verbracht, weil unsere Kinder noch klein waren. Dies ist das erste Mal, dass ich von meinem Heimatort weg bin.“  Um die ihm zur Verfügung stehende Zeit optimal zu nutzen, verbringt er insgesamt sieben Monate in Europa: Nach vier Monaten am HITS reist er als Gastforscher ans Merton College der University of Oxford.  „Beide Stipendien entsprechen meinen wissenschaftlichen Interessen“, sagt er. „Deutschland und Großbritannien sind die Zentren der Wissenschaft in Europa. Am HITS bekomme ich eine gute Portion der computergestützten Seite der Evolutionsbiologie mit, und in Oxford eine Dosis der experimentellen Seite.“

Während seines Aufenthalts im Sommer hat Antonis Rokas intensiv mit Alexandros Stamatakis und dessen Gruppe Computational Molecular Evolution (CME) zusammengearbeitet. „Alexi und ich haben an einem zusammenfassenden Artikel über die Herausforderungen der Evolutionsbiologie gearbeitet, die mit immer größeren Datensätzen und Millionen von zu sequenzierenden Genomen einhergehen.“ Außerdem begann er mit der CME-Gruppe ein Projekt über das Problem der Irreproduzierbarkeit in der Computerbiologie, bei dem viele Faktoren wie Hardware, Software und die beteiligten Daten berücksichtigt werden müssen. Und nicht zuletzt hielt er einen (hybriden) Kolloquiums-Vortrag im Studio Villa Bosch zum Thema „Inkongruenz im Baum des Lebens“.

„Für mich war es eine großartige Erfahrung, nach so vielen Jahren in den USA wieder in Europa zu sein“, resümiert der gebürtige Athener. „Wissenschaftlich gesehen war es sehr produktiv. Alexi und ich arbeiten seit 2014 zusammen, und wir konnten jetzt unsere Zusammenarbeit intensivieren und erweitern.“ Er betont, dass er genug Zeit zum Nachdenken und Schreiben hatte, ohne Ablenkung. „Manchmal hilft die Abgeschiedenheit“, sagt er und lächelt. Und schließlich äußert Antonis Rokas einen weiteren Gedanken, der ihm wichtig ist: „Die Finanzierung von Forschung ist hier großartig. Man investiert in Menschen, nicht in Projekte – das ist das beste Modell.“

(Aus dem Newsletter „The Charts“, Ausgabe 4-2022)

Über das HITS

Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.

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