Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab sofort die „Task Force COVID-19“ der Initiative „nfdi4health“. Das Ziel: Fachleute sollen relevante Studien leichter finden und Daten besser austauschen. Damit könnten die Pandemie effizienter bekämpft und die negativen Folgen für die Bevölkerung abgefedert werden. Das Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) stellt dafür seine Expertise in wissenschaftlichen Datenbanken und Datenstandardisierung zur Verfügung.
Die Forschung zur Corona-Pandemie hat in kurzer Zeit eine Fülle an Studien produziert. Um dieses wertvolle Wissen zu bündeln, will die „Task Force COVID-19“ein umfassendes Inventar der deutschen Studien zu COVID-19 anlegen – mit strukturierten Gesundheitsdaten aus Registern, Gesundheitsdatenbanken, Primärversorgung, epidemiologischen und klinischen Studien (einschließlich Impfstudien) und Gesundheitsberichterstattung. Die Arbeitsgruppe wird außerdem Leitfäden, Schulungsmaterial und Standards zum Datenmanagement, zur Nutzung von Routinedaten und anderem entwickeln. Die Informationen werden über die Task Force Website und die des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 zugänglich gemacht, einem Ad hoc-Zusammenschluss von über 25 wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Die Task Force aus 11 Partnern wird ab sofort von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit etwa einer Million Euro gefördert (Projektnummer 451265285).
HITS: Verknüpfung von Daten aus verschiedenen Quellen und Standardisierung
In verschiedenen, derzeit laufenden Studien werden Daten von denselben Personen zu COVID-19 erhoben. Es fehlen jedoch Strukturen, die eine Verknüpfung dieser Informationen ermöglichen, ein sogenanntes „Record Linkage“. Die Task Force entwickelt ein Konzept zur Verknüpfung der verschiedenen, relevanten Datenquellen wie Krankenhausdaten, ambulanten Verschreibungsdaten, Sequenzierdaten, Bilddaten, soziodemographischen und psychosozialen Daten. Dafür wird ein eigenes Datenschutzkonzept entworfen.
Das HITS steuert hier seine langjährige Expertise in wissenschaftlichen Datenbanken bei. Die am HITS entwickelte SEEK-Plattform spielt eine zentrale Rolle als „Hub“ für die Bündelung von Daten und „Metadaten“ (Daten, welche die Daten beschreiben). Die HITS-Datenspezialist/-innen unter Leitung von PD Dr. Wolfgang Müller passen die SEEK-Software mit Projektpartnern in Leipzig, Göttingen und Greifswald an diese Anforderungen an. Gemeinsam mit dem Projektpartner ZB Med in Köln entwickeln sie ein Suchportal, das auf diese Daten zugreifen soll, um sie für den Nutzer besser auffindbar zu machen.
Außerdem bringt das HITS seine Erfahrung bei der Standardisierung der Daten ein. HITS-Wissenschaftler Martin Golebiewski ist Vorsitzender einer Arbeitsgruppe der Internationalen Standardisierungsorganisation ISO und an wissenschaftlichen Standardisierungsinitiativen beteiligt. Gemeinsam mit den Partnern der Task Force wählt er geeignete Datenstandards zur harmonisierten Darstellung der wichtigsten Kernelemente von COVID-19-Studien aus. Damit wird die Grundlage geschaffen für ein Datenmodell, das alle deutschen Studien erfasst, strukturiert und deren Metadatenbeschreibung harmonisiert.
Teil der Forschungsdateninfrastruktur für Gesundheitsdaten
Die Task Force COVID-19 ist aus der Initiative „nfdi4health“ hervorgegangen. Dabei handelt es sich um ein multidisziplinäres Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, das in Deutschland eine Forschungsdateninfrastruktur für personenbezogene Gesundheitsdaten aufbauen wird.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Task Force COVID-19 dazu beitragen können, die COVID-19-Pandemie effektiver zu bekämpfen“, sagt Prof. Dr. Juliane Fluck, Sprecherin der nfdi4health und Programmbereichsleiterin „Wissensmanagement“ bei ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften. „Die Mission von nfdi4health ist die Wertsteigerung der Forschung in den Bereichen Epidemiologie, Gesundheitswesen und klinische Studien. Dazu wollen wir hochwertige Daten nach den FAIR-Prinzipien international zugänglich machen. Wie wichtig der schnelle und einfache Austausch solcher Daten ist, zeigt die extrem dynamische Entwicklung der Pandemie.“
nfdi4health setzt sich aus einem interdisziplinären Team von 18 Partnern zusammen. Insgesamt 46 namhafte Institutionen aus dem Gesundheitsbereich haben ihre Beteiligung zugesichert, darunter etwa große Fachgesellschaften oder wichtige epidemiologische Kohorten; von 37 internationalen Institutionen liegen Unterstützungsschreiben vor.
An der Task Force COVID-19 sind beteiligt:
Prof. Dr. Iris Pigeot, Prof. Dr. Wolfgang Ahrens, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Prof. Dr. Juliane Fluck, Birte Lindstädt, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften
Priv.-Doz. Dr. Linus Grabenhenrich, Robert Koch-Institut
Prof. Dr.-Ing. Horst K. Hahn, Fraunhofer Institut für Digitale Medizin MEVIS
Priv.-Doz. Dr. med. Sebastian Klammt, Netzwerk der Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS-Netzwerk) e.V.
Prof. Dr. Markus Löffler, Prof. Dr. Markus Scholz, Dr. Frank Meineke, Matthias Löbe, IMISE, Universität Leipzig
PD. Dr. Wolfgang Müller, Martin Golebiewski, Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS)
Prof. Dr. Ulrich Sax, Dr. Harald Kusch, Institut für Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen
Prof. Dr.-Ing. Toralf Kirsten, HS Mittweida
Prof. Dr. Carsten Oliver Schmidt, Prof. Dr. Dagmar Waltemath, Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medizin (ICM)
Prof. Dr. Sylvia Thun, Berlin Institute of Health (BIH) / Charité Universitätsmedizin
Pressemitteilung der nfdi4health
Informationen zur „Task Force COVID-19”
Das HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als privates, gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet. Es betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Zu den Hauptforschungsrichtungen zählen komplexe Simulationen auf verschiedenen Skalen, Datenwissenschaft und -analyse sowie die Entwicklung rechnergestützter Tools für die Forschung. Die Anwendungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Ein wesentliches Merkmal des Instituts ist die Interdisziplinarität, die in zahlreichen gruppen- und disziplinübergreifenden Projekten umgesetzt wird. Die Grundfinanzierung des HITS wird von der Klaus Tschira Stiftung bereitgestellt.
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